An einem nebeligen Abend fuhr ich mit einem pechschwarzen Zug bis zu einem alten Bahnhof zu meiner Oma. Das Bahnhofsgebäude war eine alte baufällige Villa mit knarrenden Türen und schief hängenden Fensterläden. Beim Anblick des unheimlichen Hauses zuckte ich vor Schreck zusammen, weil ich gedacht hatte, dass meine Großmutter in einem ganz normalen Haus wohnte. Vorsichtig ging ich mit schlotternden Knien zur Haustür und öffnete sie langsam. Im Haus war es stockdunkel und ich rief mit zitternder Stimme: „Oma, bist du da?“

Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei: „Hilfe!“ aus dem Keller dringen. Ich erkannte die angstverzerrte  Stimmte meiner Oma, lief so schnell ich konnte die knarrende Kellertreppe hinunter und rief dabei: „Ich komme und rette dich Oma!“ Panisch tippelte ich über den ekelig glitschigen Kellerboden und sah im schwachen Schein meiner Taschenlampe ein widerlich sabberndes Monster. Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Das schauderhafte Wesen hatte drei riesige Augen, eine unappetitliche lang heraus hängende Zunge und scheußliche Narben am fetten Bauch.

Todesmutig fasste ich mir ein Herz, trat dem grässlichen Ungeheuer in die spuckende Fresse, so dass es umfiel und befreite schnell meine Oma. Zusammen liefen wir nach oben ins Freie und umarmten uns. Schließlich sagte Oma: „Danke, dass du mich vor dem Monster gerettet hast.“

© Paula Siewert, Dezember 2018. Alle Rechte vorbehalten.